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Verwertungsmodelle mit Ausgründungen

Es gibt verschiedene Ansätze, um softwarebasierte Startups aus der Sicht einer wissenschaftlichen Einrichtung zu fördern und umzusetzen. In vielen Fällen fungieren wissenschaftliche Einrichtungen als Inkubatoren für innovative Technologien und Geschäftsmodelle.

🔹 Spin-off Im Idealfall wird eine Firma bzw. ein “Spin-off” gegründet, die die Technologie oder Software von der Wissenschaftseinrichtung lizenziert bzw. kommerzialisiert. Spin-offs profitieren von der engen Zusammenarbeit mit der Wissenschaftseinrichtung, was ihnen Zugang zu Ressourcen und Know-how verschafft.

🔹 Kooperative Forschung und Entwicklung Hierbei werden Partnerschaften mit der Industrie eingegangen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Dies ermöglicht es beiden Parteien, von der jeweils anderen Expertise zu profitieren. Manchmal kann dies zur Gründung eines Joint Ventures führen.

🔹 Inkubations- und Acceleratoren-Programme Durch die Bereitstellung von Ressourcen wie Büroflächen, Beratungsdiensten und sogar Kapital können wissenschaftliche Einrichtungen die Gründung und das Wachstum von Startups erheblich erleichtern.

🔹 Open Source-Ansatz Es gibt Fälle, in denen eine wissenschaftliche Institution beschließt, eine Software oder Technologie als Open-Source-Projekt freizugeben. Dadurch kann eine breite Community von Entwicklern an der Weiterentwicklung teilnehmen, was wiederum den Wert der ursprünglichen Erfindung steigern kann.

In allen Fällen ist es wichtig, das Geistige Eigentum (IP) sorgfältig zu managen. Ein umfassendes IP-Management sorgt für klare Lizenzierungsbedingungen und schützt die Rechte der Institution, der Forscher und der Startups gleichermaßen. Jeder dieser Ansätze hat seine eigenen Vor- und Nachteile und eignet sich am besten für unterschiedliche Arten von Projekten und Startups. Welcher Ansatz am besten funktioniert, hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Art der Technologie, den Zielen der Institution, und den Ressourcen, die zur Verfügung stehen.

Lizenzmodelle für Software-Spin-offs

Grundlagen

Es gibt verschiedene Lizenzierungsmodelle und Verwertungsansätze für Software-Spin-offs. Welches Modell für eine bestimmte Situation am besten geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B.

🔹 von der Art der Software,

🔹 den Zielen des Spin-offs und

🔹 den Marktbedingungen.

Lizenzmodelle beeinflussen die rechtmäßige Softwarenutzung durch folgende Faktoren:

🔹 die Lizenzart (z.B. Einzellizenz),

🔹 die Lizenzklasse (z.B. Vollversion, Upgradeversion),

🔹 den Lizenztyp (z.B. Pro Gerät, pro gedruckter Seite),

🔹 die Lizenzmetrik, mit der festgelegt wird, wie gezählt wird (z.B. gilt die Lizenz für 5000 gedruckte Seiten pro Monat, oder für 1000 zu verwaltende Systeme),

🔹 die Lizenzbindungen bzw. Lizenzbeschränkungen (z.B. Einsatz auf einem Gerät mit maximal zwei CPU Kernen, oder auf einer bestimmten Hardwareumgebung),

🔹 das Beschreiben von Weitergabeverboten (beispielsweise das einer OEM-Lizenz), sowie Veräußerungs- und Vermietverbote,

🔹 das Beschreiben bzw. Bestimmen von Laufzeiten der Softwarenutzung (begrenzt, unbegrenzt).

Lizenzmodelle für Software-Spin-offs

🔹 IP for Shares:
Bei diesem Ansatz lizenziert das Software-Spin-off-Unternehmen das geistige Eigentum (IP) von der Wissenschaftlichen Einheit (z.B. Universität, Forschungseinrichtungen) als Muttergesellschaft im Austausch gegen eine Beteiligung an dem neuen Unternehmen. Dieser Ansatz kann für beide Parteien attraktiv sein, da die WE Eigentümerin des geistigen Eigentums bleibt und gleichzeitig von den potenziellen Vorteilen des Spin-offs profitiert, während das Spin-off-Unternehmen das vorhandene geistige Eigentum zum Aufbau seines Geschäfts nutzen kann.

🔹 Proprietäre Lizenzierungsmodelle:
Bei den meisten der heutigen Software-Lizenzierungsmodelle handelt es sich um proprietäre Lizenzen. Mit proprietären Lizenzen kaufen die Kunden das Recht, die Software über eine Lizenz (egal welchen Typs) zu nutzen, während der Softwareanbieter Eigentümer der Software bleibt. Wenn ein Kunde eine Software mit einem proprietären Lizenzmodell kauft, muss das Unternehmen oder die Einzelperson den Geschäftsbedingungen zustimmen, die beinhalten, dass die Software Eigentum des Anbieters bleibt.

🔹 Floating-Feature-Lizenzmodell:
Mit einer Floating-Feature-Lizenzierung kann ein Kunde mehrere Lizenzen kaufen und dabei die gleichzeitige Nutzung bestimmter Features durch Benutzer einschränken. Dieses Software-Lizenzierungsmodell ermöglicht Unternehmen bestimmte Features flexibel zu nutzen und auszuwählen.

🔹 Feature-basiertes Lizenzierungsmodell:
Dieses Modell ermöglicht der Einrichtung als lizenzierende Einheit die höchste Kontrolle darüber, welche Features mit dem jeweiligen Produktschlüssel genutzt werden können. Die Lizenz kann je nach Bedarf des einzelnen Mitarbeiters oder Benutzers personalisiert werden.

🔹 Umsatzbasierte Lizenzierung:
Bei diesem Ansatz lizenziert das Software-Spin-off-Unternehmen die Software von der WE und zahlt eine Lizenzgebühr auf der Grundlage der durch das Spin-off erzielten Einnahmen. Dieser Ansatz kann für das Spin-off vorteilhaft sein, da es für die Software bezahlen kann, wenn es Einnahmen erzielt, und die WE einen Anreiz hat, das Wachstum des Spin-offs zu unterstützen.

🔹 Pro-Benutzer-Lizenzierung:
Bei diesem Ansatz lizenziert das Software-Spin-off-Unternehmen die Software von der WE auf einer Pro-User-Basis. Dieser Ansatz kann für das Spin-off-Unternehmen attraktiv sein, da es die Lizenzkosten mit dem Wachstum der Benutzerbasis skalieren kann und der lizenzierenden Einheit eine vorhersehbare Einnahmequelle bietet.

🔹 Open-Source-Lizenzierung:
Bei diesem Ansatz veröffentlicht die WE die Software unter einer Open-Source-Lizenz, die es jedem erlaubt, die Software zu nutzen, zu verändern und zu verbreiten. Dieser Ansatz kann für die lizenzierende Einheit vorteilhaft sein, da er die Unterstützung der Nutzer-Community generiert, die Innovation fördert und dazu beiträgt, die Reputation der WE in der Öffentlichkeit zu erhöhen.

🔹 Netzwerklizenzierung:
Eine besondere Situation tritt ein, wenn Kunden Software nutzen möchten, ohne über einen stabilen Internetzugang zu verfügen. Das kann die Kontrolle darüber erschweren, welche Benutzer Zugang zu welchen Features haben und zu Problemen bei der Überwachung der Lizenz etc. führen. In diesen Fällen ist das beste Software-Lizenzierungsmodell die Netzwerklizenzierung.

🔹 Cloud-basierte Lizenzierung:
Bei der Cloud-basierten Lizenzierung handelt es sich um eine auf den Anwender ausgerichtete Lösung, die überall und jederzeit Zugang anbietet. Auch wenn verschiedene Software-Lizenzmodelle Cloud-basiert sein können, trifft dies besonders häufig auf Abonnementlizenzen zu.

🔹 Lizenzierung auf Abonnementbasis/ Subscription-based Licensing:
Bei diesem Ansatz lizenziert das Software-Spin-off-Unternehmen die Software an Kunden auf Abonnementbasis. Dieser Ansatz kann für das Spin-off von Vorteil sein, da er eine vorhersehbare Einnahmequelle bietet und einen Anreiz für das Unternehmen darstellen kann, weiterhin innovativ zu sein und seinen Kunden einen Mehrwert zu bieten.

Letztendlich hängt die Wahl des Lizenzierungsmodells und des Verwertungsansatzes für ein Software-Spin-off von den spezifischen Umständen und Zielen des Spin-off-Unternehmens und der Wissenschaftseinrichtung ab.

Vorteile von Lizenzmodellen für Wissenschaftseinrichtungen und Spin-Off

Vorteil einer (exklusiven) Lizenzierung für die Wissenschaftseinrichtung ist insbesondere die Gewissheit, zunächst Eigentümer des IP zu bleiben und weiterhin Kontrolle über Entwicklungsaktivitäten und Patentierungsverfahren zu haben, um dem Verwertungsauftrag für wissenschaftliche Erkenntnisse gerecht werden zu können. Dies ist besonders relevant, wenn es sich um ein Technologiefeld handelt, dass mittelfristig Gegenstand weiterer FuE-Aktivitäten sein soll. Dies setzt aber auch ein professionelles IP-Management voraus. Mit der Lizenz partizipiert die Wissenschaftseinrichtung konkret und angemessen an der Wertschöpfung der von ihr lizenzierten Technologie.

Scheitert die Geschäftsidee, kann das IP weiteren potenziellen Partnern angeboten werden (was in der Praxis allerdings selten erfolgreich ist). Die Lizenz erlaubt im Gegensatz zu einer Übertragung Regelungen, die eine Herauslösung aus der Insolvenzmasse ermöglichen.

Der Vorteil für ein Spin-off ist zum einen die Übernahme des Patentverfahrens durch die Wissenschaftseinrichtung, für das vor allem in den Anfangsjahren in der Regel weder Kompetenzen noch Ressourcen bereitstehen. Ebenfalls kann die Wissenschaftseinrichtung als Lizenzgeber auch eine wichtige Rolle bei der evtl. Verteidigung der lizenzierten Schutzrechte übernehmen. Für eigene Patente seiner Beschäftigten muss eine Ausgründung allerdings auch eigene Strukturen und Prozesse entwickeln.

Beteiligung als ergänzendes Instrument einer IP-Verwertung

Grundlagen

Neben der Lizenzierung sind häufig auch die Beteiligungen an Ausgründungen fest im Instrumentarium eines modernen Technologietransfers verankert.

Auch in Deutschland ist eine Beteiligung einer Wissenschaftseinrichtung an einem Spin-off im Rahmen des Technologietransfers grundsätzlich möglich und ein zunehmend gewählter Weg. Im Einzelfall ist er sogar erforderlich, um insgesamt eine einerseits marktübliche, andererseits für das Spin-off liquiditätsschonende Verwertung von IP zu ermöglichen. Der vorgegebene Rahmen für Beteiligungen findet sich in einschlägigen Regelungen u.a. in den einzelnen Landeshochschulgesetzen (LHG) oder der Beteiligungsleitlinie des BMBF.

Vor der Implementierung eines Geschäftsfelds „Beteiligungen“ sollten jedoch Motivation, Erfolgskriterien und geeignete Umsetzungsmodelle überprüft werden. So spielen gerade hier die Kultur, Erfahrung und Ressourcen im IP-Management, eigene Budgets um Beteiligungen eingehen oder ggf. auch in Finanzierungsrunden mitgehen zu können sowie die Implementierung eines effektiven Beteiligungsmanagements (intern/extern) eine herausgehobene Rolle.

Vorteile für Wissenshaftseinrichtung und Spin-Off

Wissenschaftseinrichtungen haben weiterhin substanziell Einfluss auf die weitere Entwicklung der Technologie und des verbundenen IP. Eine Beteiligung ermöglicht eine marktübliche Kommerzialisierung unter Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse der Ausgründung und eröffnet die Chance auf ein signifikantes Erlöspotential. Hinzu kommt die positive Strahlkraft im Erfolgsfall. Zudem ermöglicht eine Beteiligung eine partnerschaftliche langfristige Bindung des Unternehmens an die Wissenschaftseinrichtung, was zukünftige gemeinsame FuE-Kooperationen und -Aufträge sowie ein besseres Marktverständnis befördert. Dem gegenüber stehen natürlich auch kritische Aspekte, wie z.B. der Aufwand für ein professionelles Beteiligungsmanagement, Reputationsrisiken beim Scheitern einer Ausgründung, oder die Herausforderungen bei einem von der WE gewünschten Anteilsverkauf bzw. einem kompletten Unternehmensverkauf.

Vorteile für die Gründer liegen insbesondere in der Schonung der Liquidität des Spin-off und in der langfristigen engen Verbundenheit: Die Wissenschaftseinrichtung übernimmt als Gesellschafter oder Aktionär Verantwortung, das Unternehmen in seiner Entwicklung und seinem Bestand bestmöglich zu unterstützen. Dies eröffnet Möglichkeiten vom Zugang zu wertvollen Kontakten über die Leitungsebene der Wissenschaftseinrichtung bis zu Möglichkeiten institutionell eng mit der ehemals wissenschaftlichen Heimat und der technischen Infrastruktur verbunden zu sein. Dies kann insbesondere bei noch sehr FuE-intensiven Spin-offs im naturwissenschaftlich-technischen Bereich von Bedeutung sein.

Ergänzend kann auch der Sitz des Unternehmens in Inkubatoren in Campusnähe oder on Campus oder ähnlichen Strukturen realisiert werden.

Nachteilig für das Spin-off können insbesondere langsame Entscheidungswege oder auch sachfremde Entscheidungskriterien auf Seiten der Wissenschaftseinrichtung sein.

Exit-Strategien

Wenn Beteiligungen im Rahmen von IP-Kommerzialisierungen erworben wurden, realisiert sich deren Wert in der Regel bei einer Veräußerung im Nachgang eines Börsengangs bzw. eines Unternehmensverkaufs. Bei Beteiligungsunternehmen, die von Eigenkapitalinvestoren (Business Angels, Family Offices und Venture Capital Unternehmen) finanziert werden, ist eben dieses das Hauptziel der Investoren, d.h. der spätere profitable Weiterverkauf der Anteile.

Verkauf bzw. eine Übertragung an ein Spin-Off

Bei diesem Schritt geht es um den kompletten Rechts- und Eigentumsübergang von qualifiziertem IP (Patent-/Patentfamilie) gegen eine angemessene Vergütung.

Dazu ist anzumerken, dass dies von der Wissenschaftseinrichtung in der Regel abgelehnt wird – zumindest zu einem frühen Zeitpunkt.

Scheitert eine Ausgründung, so kann die Wissenschaftseinrichtung die weitere Nutzung des IP (weitere Forschung, Produktentwicklung, Verwertung) im Übertragungsfall nicht mehr beeinflussen. Hinzu kommt die Schwierigkeit, einerseits für die WE das IP bereits in dieser frühen Phase wirtschaftlich zu bewerten und andererseits für das Unternehmen, den Kaufpreis zu finanzieren. Kommt man dennoch zum Entschluss für eine Übertragung, ist der entsprechende Wert zu ermitteln (marktüblich).

Dafür stehen grundsätzlich drei Verfahren zur Auswahl:

🔹 Bewertung mit einem reinen Kostenansatz,

🔹 Ertragswertansatz,

🔹 Marktwertansatz.

Neben dem bereits genannten Risiken des Verlusts des IP bei einem Scheitern des Spin-off kommt hier noch die Unsicherheit der Bemessung der Vergütung hinzu. Bei Ausgründungen ist diese aufgrund der in der Regel noch sehr frühen Entwicklungsphase und des sich oft erst entwickelnden Markts nur bedingt möglich.

So entwickeln sich auch die Produkte und die Businesspläne, die ja die wesentliche Grundlage für eine Bemessung wären, gerade in den ersten Jahren mit einer größeren Dynamik weiter.