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Verwertung von HUVA als Fallbeispiel vom DZNE

Der Start der Verwertung

In diesem Fall geht es um die Bewertung einer vielversprechenden Software, die im Bereich der Genexpressionsanalyse entwickelt wurde. Ursprünglich für den internen Gebrauch und zur Veröffentlichung bestimmt, lagen die Verwertungsrechte beim Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE). Der Beginn der Verwertung wurde durch die Technologietransferstelle (TTO) ermöglicht, die durch einen Vortrag auf die Software aufmerksam wurde. Das TTO nahm daraufhin Kontakt zum Entwickler auf und leitete die Softwaremeldung und die Know-how-Meldung ein.

Softwaremeldung

Für die Softwaremeldung wurde erstmals ein Softwaremeldeformular verwendet, das auf der Grundlage der Ergebnisse des Projekts SoftWert erstellt wurde. Während der Bearbeitung wurde festgestellt, dass die ursprüngliche Vorlage noch an die Zwecke und Prozesse des DZNE angepasst werden muss. Zum einen wurde festgestellt, dass zwei verschiedene Formulare sinnvoll sind: Zum einen ein kurzes mit den groben Eckdaten der Software, einfach damit bei den Wissenschaftler:innen die Bereitschaft steigt, die Software zu melden, ein zu umfangreiches Formular wirkt da eher abschreckend. Zum anderen ein längeres, ausführlicheres Formular, das für die Software gedacht ist, die dann tatsächlich in die Verwertung geht, wo detailliertere Fragen gestellt werden (z.B. zu den an der Entwicklung Beteiligten oder zu externen Code-Modulen unter Open-Source-Lizenz). Die zweite Änderung betrifft die Offenlegung der Aufteilung des Know-hows, das zur Entwicklung beigetragen hat. Für eine spätere Erfindervergütung ist es wichtig zu wissen, auf wessen Know-how die Entwicklung basiert, da nicht zwingend die Entwickler:innen allein mit der Idee für die Anwendung aufkamen. Schließlich konnten die notwendigen Informationen über die Software zusammengetragen werden. Die Verwertung konnte fortgesetzt werden.

Bewertung

Die Bewertung hatte inbesondere das Ziel, das im SoftWert-Projekt erarbeitete Bewertungstool zu validieren.So wurde die gleiche Software von verschiedenen Technologiemanager:innen bewertet, um zu sehen, wie robust das Tool ist. Die Ergebnisse aller durchgeführten Bewertungen waren konsistent, trotz kleinerer Abweichungen in den einzelnen Antworten. Die erste Bewertung für die Software war noch kein Superstar, da die Dimension Markt als kritisch bewertet wurde. Auf den ersten Blick war das Ergebnis also, dass kein ausreichender Markt für die Software zur Verfügung stand, was im Kontrast zur Einschätzung der Technologiemanager:innen und Entwickler:innen stand. Daher wurde die Bewertung genauer betrachtet und die Ursache für die Diskrepanz gefunden: Zum Zeitpunkt der Auswertung wurden im Auswertungstool die Einschätzung und das Vertrauen noch zu einem Endwert pro Dimension addiert. Dadurch konnte es passieren, dass, obwohl alles als sehr vielversprechend eingestuft wurde (der Endwert also auch ein sehr hohes Potenzial anzeigen sollte), aufgrund des frühen Zeitpunkts, aber der noch sehr unsicheren Informationen, der Endwert zu stark reduziert wurde. Als Konsequenz wurde das Bewertungsschema im SoftWert-Projektteam zur aktuellen Version überarbeitet, in der Bewertung und Konfidenz getrennt sind. Eine erneute Bewertung nach diesem neuen Schema zeigte dann auch die erwartete gute Endbewertung für den Markt, allerdings mit dem Hinweis, dass noch Informationen fehlen bzw. unsicher sind, weshalb als nächster Schritt eine Marktanalyse gestartet wurde.

Marktanalyse

Die Notwendigkeit einer Marktanalyse ergibt sich aus mehreren entscheidenden Faktoren. Erstens hat die Evaluierung der Software gezeigt, dass es nach den Einschätzungen einen Markt für die Software gibt. Diese erste Einschätzung ist jedoch noch ungenau, da weitere Informationen fehlen, die für eine fundierte Bewertung notwendig sind. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Software bereits in einer freien “Software as a Service” (SaaS) Variante existiert. Die Idee, diesen Weg weiterzuverfolgen, bestand von Anfang an. Es stellte sich jedoch die Frage, ob genügend Umsatzpotenzial vorhanden ist, um die “XaaS”-Lösung selbst umzusetzen oder eventuell an einen Partner zu lizenzieren. Zudem ist der genaue Einsatzbereich der Software noch nicht vollständig definiert, so dass weitere Unsicherheiten bezüglich des Zielmarktes und des Geschäftspotenzials bestehen. Eine gründliche Marktanalyse war daher unerlässlich, um eine fundierte Entscheidung über die Verwertungsstrategie treffen zu können.

Marktanalyse DZNE

Die Analyse bestand aus 3 Schritten: Anwendungsfeldanalyse: Vorpriorisierung der Anwendungsfelder. Welche Anwendungsfälle der Software bedienen welche Anwendungsfelder außerhalb der Wissenschaft? Ist ein Problem-Lösungs-Fit hinsichtlich der softwarespezifischen Funktionen und Eigenschaften erkennbar? Anwendungsfokus: Definition konkreter Märkte innerhalb der priorisierten Anwendungsfelder auf Basis einer Analyse des Product-Market-Fit, des Marktpotenzials sowie einer markt- und technologieorientierten Risikobewertung für die Softwareverwertung. Marktanalyse: Im dritten Schritt wurde für die priorisierten Marktsegmente eine vertiefte Marktanalyse (inkl. Kunden- und Wettbewerbsanalyse) zur Vorbereitung des Business Development durchgeführt.

Diese Analyse wird aktuell druchgeführt und mit ihren Ergebnissen soll das Bewertungstool ergänzt werden um die weiteren Entscheidungen für die Verwertung durchzuführen.

Weitere Aktivitäten in der Verwertung

Parallel zur Marktanalyse wurden bereits weitere Aktivitäten zur Verwertung der Forschungssoftware gestartet. Ein wichtiger Schritt ist die eingehende Überprüfung der Lizenzen aller eingesetzten Softwaremodule anhand der verfügbaren Lizenzinformationen. Dabei wurden Kompatibilitätsprobleme aufgedeckt, die jedoch relativ leicht zu beheben waren, da die betroffenen Module relativ einfach ausgetauscht werden konnten.

Parallel dazu wurde die Evaluierung der Transferwege vorangetrieben. Es wurde entschieden, dass die Software generell frei verfügbar sein soll, weshalb ein Open-Source-Ansatz verfolgt wird, der sich jedoch zunächst auf eine Basisversion der Software beschränkt, die als R-Package genutzt werden kann. Alle weiteren Ergänzungen, wie z.B. die Entwicklung einer Benutzeroberfläche oder einer Stand-Alone-Version, sollen kommerziell verwertet werden.

Darüber hinaus wurde die Entscheidungshilfe für Geschäftsmodelloptionen bereits getestet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass “XaaS” (Anything as a Service) eine sinnvolle Option sein könnte, sofern die Marktanalyse einen entsprechenden Markt dafür aufzeigt. Diese vorbereitenden Schritte stellen sicher, dass die Verwertung der Forschungssoftware effizient und strategisch geplant wird, um das maximale Potenzial auszuschöpfen.

Fazit

Insgesamt zeigt sich, dass die Verwertung der Forschungssoftware zwar noch nicht abgeschlossen ist, aber bereits jetzt erheblich von den Methoden des Projekts SoftWert profitiert. Die Einführung des Softwaremeldeformulare und der Potenzialbewertung hat sich als erfolgreich erwiesen und wird nach weiteren Anpassungen nun regelmäßig genutzt. Auch andere Werkzeuge wie die Entscheidungshilfe für Transferwege und Geschäftsmodelle werden bereits eingesetzt, wenn auch in diesem Fall eher vorbereitend. Diese Methoden ermöglichen auch eine effiziente Einarbeitung neuer Transfermanager:innen in das Thema, da alle relevanten Informationen im Wiki verfügbar sind und die Strukturierung in Tools eine klare Orientierung bietet. Insgesamt tragen diese Maßnahmen dazu bei, den Umgang mit Forschungssoftware zu optimieren und damit das Potenzial dieser Software bestmöglich auszuschöpfen.