Innovation durch Strukturwandel: Stärkung der Forschungssoftware-Verwertung durch Befähigung und gezielte Unterstützung¶
Forschungssoftware spielt in der heutigen Wissenschaft und Gesellschaft eine entscheidende Rolle, da sie durch komplexe und effiziente Simulationen, Analysen und Datenverarbeitung hilft, Erkenntnisse zu gewinnen und innovative Lösungen zu entwickeln. Die erfolgreiche Verwertung von Forschungssoftware, sei es durch Open-Source- oder kommerzielle Ansätze, ist entscheidend, um den gesellschaftlichen Nutzen zu maximieren. Durch die Verfügbarkeit und den breiten Zugang zu Software können Forschungsergebnisse auch in der Medizin schneller in die Praxis umgesetzt werden. Allerdings sind eine nachhaltige Entwicklung und ein sorgfältiger Umgang mit dieser Software im Technologietransfer unerlässlich. Dazu gehören eine klare Dokumentation der Software, eine kontinuierliche Unterstützung der Entwickler:innen und Technologiemanager:innen sowie die Schaffung von Anreizen für die Verwertung damit die Software eine breite Anwendung findet.
Dies sind auch die Ziele, die das DZNE verfolgt. Durch das SoftWert-Projekt sind verschiedene neue Strukturen entstanden, die hier kurz vorgestellt werden sollen.
Nutzung von Tools und Templates aus dem SoftWert Projekt¶
Die am einfachsten umzusetzenden Maßnahmen zur Verbesserung des Technologietransfers ergaben sich aus der Nutzung der im Rahmen des Projekts SoftWert entwickelten Tools. Diese Werkzeuge wurden von den Technologietransfer-Verantwortlichen des DZNE so angepasst, dass sie nahtlos in die bestehenden Prozesse integriert werden konnten. Dies betraf insbesondere die Softwaremeldeformulare und das Bewertungstool, die inzwischen zu wichtigen Werkzeugen im DZNE geworden sind. Darüber hinaus wird geprüft, wie diese Werkzeuge auf andere Bereiche des Technologietransfers, die sich nicht ausschließlich mit Software beschäftigen, übertragen werden können.
Insbesondere die Entscheidungshilfen sind von großem Wert. Dies liegt daran, dass geeignete Anwendungsfälle noch nicht in ausreichender Zahl vorliegen, um diese Werkzeuge voll nutzen zu können.
Besonders hilfreich sind die Informationen zu Softwarelizenzen, die häufig herangezogen werden, wenn Entwickler:innen Unterstützung bei der Wahl ihrer Lizenz benötigen. Die erfolgreiche Integration dieser Werkzeuge und Ressourcen trägt wesentlich zur Verbesserung und Effizienz des Technologietransfers am DZNE bei.
Open-Source Guideline und Software Policy¶
Für einen nachhaltigen Umgang mit Forschungssoftware sind Regeln erforderlich, die einerseits sicherstellen, dass alle rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden und die Qualität der Forschungssoftware für eine Verwertung ausreicht, andererseits aber die Entwickler:innen nicht über Gebühr einschränken und den Entwicklungs-, Publikations- und Verwertungsprozess unnötig verlängern und verkomplizieren. Dies ist umso wichtiger, als Forschungssoftware im Vergleich zu klassischen Forschungsergebnissen ein eher schnelllebiger Bereich ist, in dem Innovationen innerhalb kurzer Zeit schon wieder veraltet sein können. Diese Tatsache wurde bei der Erstellung der Open Source Software Policy am DZNE stark berücksichtigt. Ursprünglich war geplant, auch auf Basis der Erkenntnisse aus dem SoftWert-Projekt, eine komplette Policy zum Umgang mit Forschungssoftware zu erstellen, die den Umgang mit am DZNE entwickelter Software durch einen Prozess regelt. Darin waren verschiedene Prüfschritte vorgesehen, um wirklich sicherzustellen, dass jeder Code, der veröffentlicht und verwertet werden soll, sowohl rechtlich als auch qualitativ allen Anforderungen entspricht. In vielen Diskussionen mit den verschiedenen Stakeholdern (vor allem Wissenschaftler:innen, Entwickler:innen, Rechtsabteilung, Bibliothek und Technologietransfer) stellte sich heraus, dass diese Richtlinie mit den vorhandenen Ressourcen nicht effizient umgesetzt werden kann. Stattdessen wurde eine Open Source Guideline entwickelt, die zwei wichtige Ziele verfolgt:
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Die Entwickler:innen und Wissenschaftler:innen über die Umstände einer Open-Soruce Veröffentlichung informieren Die Guideline enthält die wichtigsten Regeln, die für eine Veröffentlichung der Software außerhalb des DZNE eingehalten werden müssen. Diese basieren sowohl auf rechtlichen Rahmenbedingungen wie dem Urheber- oder Lizenzrecht als auch auf internen Vorgaben des DZNE selbst. Diese Regeln werden nicht nur aufgelistet, sondern auch erläutert und durch weitere Hintergrundinformationen, z.B. zu wichtigen Open-Source-Lizenzen und deren Kompatibilitäten, unterstützt. Ziel ist es, allen die im DZNE Code entwickeln einen guten Überblick zu geben, was bei der Veröffentlichung von Software unter Open Source zu beachten ist. Es soll auch auf Gefahren hinweisen (z.B. bei der Veröffentlichung von Software als Medizinprodukt) und zusätzlich über die Möglichkeit der kommerziellen Nutzung informieren.
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Die Gruppenleiter:innen befähigen Software ohne weitere Prüfung zu veröffentlichen Eine Software, die alle in der Guideline aufgeführten Regeln erfüllt, kann ohne weitere Prüfung an Personen außerhalb des DZNE weitergegeben werden und bedarf keiner Prüfung. Die Entscheidung darüber wird von den Gruppenleitern getroffen. Dies soll den Prozess beschleunigen und ist in vielen Fällen ausreichend. Nur bei komplexeren und umfangreicheren Softwareentwicklungen wird ein Review durchgeführt, da die Einhaltung der Regeln von den Wissenschaftlern und Gruppenleitern ohne Unterstützung anderer Abteilungen, insbesondere des Technologietransfers, nicht eigenständig überprüft werden kann. Für diese Fälle bietet die Guideline an mehreren Stellen Unterstützung bei der Umsetzung durch den Technologietransfer an.
Die Einführung der Richtlinien im DZNE hat sich aus mehreren Gründen als äußerst erfolgreich erwiesen. Zum einen wurden die Wissenschaftler für das Thema Open Source sensibilisiert, was zu einem besseren Verständnis der Vorteile und Möglichkeiten dieses Ansatzes führte. Dies führte dazu, dass sich die Wissenschaftler bei der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse nicht eingeschränkt fühlten und offen dafür waren, frühzeitig mit dem Technologietransferbüro (TTO) Kontakt aufzunehmen, um gemeinsam Verwertungsmöglichkeiten, einschließlich kommerzieller Optionen, zu erörtern.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist, dass sich die Qualität der Softwareentwicklung verbessert hat. Insbesondere das Thema Lizenzen wird nun von den Entwicklern/Entwicklerinnen intensiv hinterfragt und gemeinsam geprüft, während es früher oft vernachlässigt wurde. Dies hat zu mehr Transparenz und Klarheit geführt und ermöglicht dem TTO einen besseren Überblick über die Entwicklungen. Der offene und zugängliche Charakter der Richtlinien fördert zudem den Austausch und wirkt weniger abschreckend als ein komplexer Genehmigungsprozess, was die Akzeptanz und Umsetzung dieser wichtigen Prinzipien weiter fördert.
Die Arbeiten an einer allgemeinen Software-Politik sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Vielmehr wird im Zusammenspiel vieler Abteilungen an einer allgemeinen Open-Access-Policy gearbeitet, in der Software ein wichtiges Thema sein wird. In diesem Dokument soll jedoch eher der allgemeine Umgang mit der Entwicklung von Forschungssoftware und die unterstützenden Instrumente beschrieben werden, die das DZNE anstrebt.
Einführung weitere Sensibilisierungsmaßnahmen¶
Ein Teil der Unterstützungsinstrumente, an denen gearbeitet wird und die sowohl vom Projekt SoftWert als auch vom Erfolg der Guideline inspiriert sind, ist die Arbeit an einer Reihe von Seminaren zu Themen rund um die Entwicklung und Nutzung von Forschungssoftware. Ziel ist es, allen beteiligten Interessengruppen wichtige Themen wie Lizenzierung, Dokumentation, Software-Repositorien etc. näher zu bringen. Dabei sollen Inhalte von SoftWert selbst, aber auch aus anderen Quellen einfließen und bei der Erstellung eng mit dem Helmholtz Health Hub zusammengearbeitet werden, um Synergien zu nutzen.
Neben der Sensibilisierung soll auch Raum für den Austausch zwischen den verschiedenen Interessensgruppen geschaffen werden, da die Verwertung von Forschungssoftware in der Regel ein interdisziplinärer Prozess ist.
Neustrukturierung der Scientific IT und Ansprechpartner für Angelegenheiten für Softwarethemen¶
Umstrukturierung innerhalb des DZNE |
Der interdisziplinäre Austausch bzw. die Bündelung interdisziplinärer Kompetenzen ist auch eines der Ziele der derzeit laufenden Umstrukturierung der Abteilung Scientific IT. Scientific IT soll eine Abteilung am DZNE werden, die sich in erster Linie um das High Performance Computing kümmert und die Wissenschaftler:innen direkt in Hardware- und Software-Angelegenheiten unterstützt. Mindestens eine Person soll dort speziell für Fragen der Entwicklung, Dokumentation und Nutzung von Forschungssoftware zuständig sein. Diese Person soll dort auch als Schnittstelle zwischen IT, Wissenschaftler:innen, Bibliothek, Rechtsabteilung und TTO fungieren, um Synergien zwischen den Abteilungen zu schaffen. In diesem Rahmen wird auch die oben erwähnte Policy entstehen.