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Bewertungsdimensionen

Die Verwertung von Forschungssoftware hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Es ist sinnvoll, die Aspekte nach ihrem Zusammenhang zu gruppieren, um die Darstellung zu vereinfachen. Die Anzahl der Dimensionen sollte mit Bedacht (mehr dazu in den allgemeinen Überlegungen zur Potenzialbewertung gewählt werden, da zu wenige Dimensionen keine sinnvollen Empfehlungen liefern und zu viele Dimensionen zu unübersichtlich und schwer handhabbar sind.

Dimension 1: Software

Diese Dimension enthält Fragen zum Status der Software. Es wird eingeschätzt, wie weit die Entwicklung bereits fortgeschritten ist, was technisch noch benötigt wird und wie lange es ungefähr dauern würde, die Software fertig zu stellen. Ein niedriger Endwert in dieser Dimension soll darauf hinweisen, dass es erhebliche Probleme mit etwa der Softwarequalität gibt. Dazu zählen aber auch rechtliche Probleme, z.B. mit der Lizenzkompatibilität von Open-Source-Lizenzen. Mögliche Handlungsempfehlungen zur Verbesserung dieser Dimension umfassen etwa die Verbesserung der Code-Qualität oder das Hinzuziehung von Experten (z.B. Research Software Engineers oder Rechtsanwälten).

Beispiele:
🔹 Zustand der Software
🔹 Qualität des Codes und der Dokumentation
🔹 Aufwand zur Fertigstellung
🔹 Technische Vorrausssetzungen für Entwicklung
🔹 Rechtliche Situation bezüglich des Codes (Externe Bestandteile)

Dimension 2: Team

Hier geht es um die Bewertung der Ressourcen, die dem Team derzeit zur Verfügung stehen, um den Stand des erforderlichen Know-hows, aber auch um die Urheberrechtssituation und -dokumentation. Eine schlechte Bewertung in dieser Dimension deutet darauf hin, dass das Entwicklerteam weitere Unterstützung benötigt, um eine angemessene Verwertung durchzuführen. Dies könnte durch die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller oder anderer Ressourcen oder durch die Förderung des Know-hows des Teams geschehen.

Beispiele:
🔹 Motivation, Fähigkeiten und Ressourcen des Teams
🔹 Fragen zur Autorenschaft (Aufteilung, Dokumentation)

Dimension 3: Einrichtung

Wie gut passt die Software zu den Zielen der Einrichtung? Wie sieht es mit weiteren Ressourcen aus, die für die Verwertung benötigt werden? Eine schlechte Bewertung deutet darauf hin, dass die Einrichtung entweder kein Interesse an der Verwertung hat oder nicht über die notwendigen Mittel verfügt. Bei Problemen sollte zunächst überlegt werden, ob die Einrichtung die Verwertung weiter vorantreiben, in kleinerem Umfang (z.B. als reine Open Source-Verwertung) oder gar nicht mehr durchführen will.

Beispiele:
🔹 Motivation und Ressourcen der Einrichtung
🔹 Rechtliche Situation der Verwertung
 

Dimension 4: Markt

Wie groß ist der Bedarf für die Software? Wie sieht die Wettbewerbslandschaft aus? Welche Anwendungsfelder und Marktsegmente bieten das größte Verwertungspotential? Wie kann sich eine Software langfristig im Markt halten? Fällt die Bewertung hier schlecht aus, bedeutet das in der Regel, dass es keinen ausreichend großen Markt für die Software gibt und sich eine ressourcenintensive Verwertung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht lohnt.

Beispiele:
🔹 Nachfrage nach Software
🔹 Konkurrenz
🔹 Return on Investment (RoI)

Weitere mögliche Dimensionen

Je nach Wichtigkeit eines Themas, können auch andere Bewertungsdimensionen zusammengefasst werden: So kann es gerade bei komplexeren Verwertungsprojekten durchaus sinnvoll sein, dass man alle Fragen rund um die Rechtesituation gebündelt im Blick hat und gezielter daran arbeiten kann (insbesondere in Zusammenarbeit mit den Rechtsabteilungen). So kann es sinnvoll sein, diese oder andere Dimensionen hinzuzufügen.

Im SoftWert Bewertungsschema haben wir mit den hier vorgestellten vier Dimensionen sehr gute Erfahrungen gemacht. Es hat sich gezeigt, dass die Verwendung eines automatisierten Bewertungsmodells auch die Möglichkeit bietet, “versteckte” Dimensionen hinzuzufügen. Diese können Fragen die eh schon im Tool enthalten sind in Hintergrund zu einer neuen Dimension gruppieren. So können neben den offensichtlichen Dimensionen weitere hinzugefügt werden die einen tieferen Einblick geben. Für die Auswertung können diese versteckten Dimensionen auch unabhängig von den anderen berücksichtigt werden.

Dies wurde für die konkrete Bewertung des Ausgründungspotenzials beispielhaft umgesetzt: Bei der Bewertung von Software kann auch bereits berücksichtigt werden, ob sich eventuell eine Ausgründung als Spin-off oder Start-up lohnt. Um dies abschätzen zu können, müssen verschiedenste Faktoren berücksichtigt werden, die in der vorherigen Gruppierung in unterschiedlichen Dimensionen zu finden sind. Durch das Hinzufügen einer “versteckten” Dimension ist es möglich eine Indikation zu bekommen, wenn sich die Forschungssoftware für eine Ausgründung anbietet. Dabei ist für die Ausgründungsbewertung irrelevant, welche anderen Dimensionen kritisch sind, solange eine ausreichend hohe Bewertung in dieser “versteckten” Dimension erreicht wurde, wird eine Empfehlung ausgesprochen, über die Ausgründung nachzudenken.