Erfolgsfaktoren von softwarebasierten Start-ups¶
Um eine ganzheitliche Perspektive auf die Herausforderungen und Key Erfolgsfaktoren (KEF) von softwarebasierten Start-ups zu erhalten, haben wir eine Studie konzipiert und zahlreiche Interviews geführt.
Umfragedesign¶
Für die Interviews wurden über eine Zielgruppenanalyse bewusst Start-ups aus allen Phasen ausgewählt, damit ein breiter Überblick über die Erfahrungen als auch die verschiedenen Ansätze für den Transfer abgebildet werden.
Zur Vorbereitung auf die Interviews wurde ein qualifizierter Fragebogen ausgearbeitet, der sich auf die kritischen Erfolgsfaktoren für Start-ups konzentriert. Zu diesen Faktoren gehören unter anderem Marktverständnis, Produktentwicklung, Teamdynamik, Finanzierung und Skalierbarkeit.
Vor dem eigentlichen Interviewtermin wurde ein kurzes Vorgespräch geführt, um den Teilnehmern die Studie und den Ablauf des Interviews näherzubringen. Dies stellt sicher, dass die Interviewten genau wissen, worum es geht und was von ihnen erwartet wird, wodurch die Qualität der Antworten verbessert wird. Es hilft auch, einen vertrauensvollen Rahmen für das Gespräch zu schaffen.
Im Hauptinterview wurde dann der qualifizierte Fragebogen als Leitfaden verwendet. Bei der Gesprächsführung ist es wichtig, sowohl die vorbereiteten strukturierten aber auch weitere offene Fragen zu präsentieren, die den Interviewten ermöglichen, in die Tiefe zu gehen.
Nachdem alle Interviews geführt und die Daten gesammelt wurden, beginnt die Auswertungsphase. Bei der Auswertung der kritischen Erfolgsfaktoren ist es besonders wichtig, Muster und Zusammenhänge zu identifizieren, die sich als nützlich oder kritisch für den Erfolg des Start-ups erweisen könnten.
Dieser gesamte Prozess bietet eine ganzheitliche Perspektive auf die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren, die für softwarebasierte Start-ups relevant sind. Durch diese systematische Vorgehensweise können wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die nicht nur dem Start-up selbst, sondern anderen Stakeholdern im Ökosystem von Nutzen sein können.
Analyse der Interviews und Definition von Erfolgsfaktoren¶
Basierend auf einer Zielgruppenanalyse wurden insgesamt zehn relevante Start-ups aus den Gründungsjahren von 2016 bis 2023 identifiziert, die auch für Gespräche offen waren. Daraus ergaben sich zwei Start-ups in der Ideenphase, fünf in der Gründungsphase sowie drei in der Wachstumsphase.
Aus den durchgeführten nicht repräsentativen Interviews ergibt sich, dass eine individuelle Betrachtung der Rahmenbedingungen in jeder Unternehmensphase notwendig ist. Jeder Fall hat seine eigene Geschichte, aus der sich in der Regel keine allgemeingültigen Empfehlungen ableiten lassen. Betrachtet man jedoch die besprochenen Themenbereiche, ergeben sich zahlreiche Überschneidungen, aus denen sich wichtige Erfolgsfaktoren ableiten lassen.
Übersicht |
Das Start-up mit der höchsten Mitarbeiterzahl (62) wurde im Jahr 2020 gegründet und konnte sich trotz der Corona-Pandemie bereits sehr erfolgreich entwickeln. Obwohl einige Interviewpartner aus externen Instituten wie dem MPI, DFKI und CISPA kamen, spielte die IP-Relevanz für die Gründung keine durchgängig entscheidende Rolle und betrug lediglich 33 Prozent. Das meistgenannte Geschäftsmodell war “Software as a Service” (SaaS) mit sieben Nennungen.
Im Folgenden werden beispielhaft je ein Start-up aus jeder Unternehmensphase kurz dargestellt, sowie deren relevanten Erfolgsfaktoren charakterisiert.
Kurzdarstellung der Fallbeispiele¶
Eine ausführliche Beschreibung dieser Fallbeispiele finden Sie hier.
Fallbeispiel 1¶
Fallbeispiel 1 |
Bei diesem Beispiel handelt es sich um eine am Lehrstuhl der Universität des Saarlandes entwickelte Idee zur Batterieoptimierung von LEO-Satelliten mithilfe eines intelligenten Algorithmus. Das Projekt wurde durch den IT-Inkubator für sechs Monate durch einen Projektmanager (50 %) unterstützt und durch Fördermittel der Europäischen Kommission (ERC) finanziert.
Obwohl der Proof of Concept erbracht wurde und sogar Interesse aus der industriellen Raumfahrt vorhanden war, ist es den Verantwortlichen bis zum Zeitpunkt des Interviews nicht gelungen, das entwickelte Fachwissen mit einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell zu verknüpfen. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die unklare Situation bezüglich der Vermarktung und das Thema der Anschlussfinanzierung.
Fallbeispiel 2¶
Fallbeispiel 2 |
Das Start-up befand sich in der späten Gründungsphase und musste Fragen im Lizenz- und IP-Bereich klären. In der jungen Unternehmensgeschichte sammelte es bereits Erfahrungen mit klassischen Finanzierungsmodellen wie Inkubation, Exist-Forschungstransfer und Venture Capital Akquise. Die Positionierung der Software oder des Geschäftsmodells im anspruchsvollen Marktsegment Automotive birgt sowohl beim Markteintritt Risiken als auch aufgrund des enormen Potenzials große Chancen. Von Beginn an ist ein gutes Netzwerk und die Fokussierung auf die Akquise von Pilotkunden äußerst hilfreich. Ebenso ist zu Beginn der Entwicklung das Thema MVP/PoC von immenser Bedeutung, um in dem heterogenen Umfeld der Automobilindustrie die richtige Partnerauswahl zu treffen und das geplante Geschäftsmodell so früh wie möglich anwendungsorientiert zu entwickeln und umzusetzen.
Fallbeispiel 3¶
Fallbeispiel 3 |
Das Start-up, welches im Jahr 2016 gegründet wurde, ist eines der wenigen Unternehmen, das sich auf die Kombination von Hard- und Software spezialisiert hat und sich somit als das am längsten bestehende Unternehmen etabliert hat. Die anfängliche unklare Fokussierung auf potenzielle Zielmärkte (B2C + B2B) führte zu einigen Reibungsverlusten in der Umsetzung.
Die geringe Technologiereife zum Zeitpunkt der Gründung beeinträchtigte die Geschäftsentwicklung in den ersten Jahren, was schließlich zu einem Wechsel und einer Fokussierung auf das B2B-Geschäft führte. Zu kritischen Phasen in der Liquidität führte auch die diskontinuierliche Einwerbung von Finanzmitteln in Verbindung mit Abweichungen vom Businessplan.
Schlüsselfaktoren für einen erfolgreichen Transfer¶
Auf Basis der Interviews wurden insgesamt 77 Themenfelder mittels des Fragebogens identifiziert, welche wiederum in 8 Kategorien zusammengefasst wurden:
Startup-Planung (z.B. Businessplan etc.)
Finanzierung (z.B. Kontakte zu Kapitalgebern)
Geschäftsmodell / Markt (z.B. Produktmarktsegmente)
IP / Lizenzen (z.B. was ist notwendig für „Freedom to operate“)
Entwicklung / MVP / PoC (z.B. was wird wann benötigt?)
Support (z.B. Büroräume, Ausstattung, HW + SW)
Team (z.B. sind alle benötigten Funktionen besetzt?)
Netzwerk (z.B. habe ich Zugang zum relevanten Business-Netzwerk)
Diese Kategorien beschreiben die kritischen Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen Transfer.
Kategorien |
Die weitere Analyse der Erfolgsfaktoren auf Basis der Nennungen pro Themenfeld über alle Interviews kam zu einem vorläufigen Reihenfolge bzw. Trend:
Analyse Erfolgsfaktoren |
Im Rahmen der Interviews wurde deutlich, dass das Thema Entwicklung/MVP/PoC bei den befragten Interviewpartnern einen hohen Stellenwert einnimmt. Besonders für software-basierte Startups könnte dies ein wichtiger Leitfaden sein, um die Entwicklungsarbeit frühzeitig auf den Markt und potenzielle Anwendungen zu fokussieren.